26.11.2011

„Ich hatte Heimweh nach der Liga“

Heilbronner Stimme

Andreas Hinkel über den SC Freiburg und einen geplatzten Wechsel nach Hoffenheim


Andreas Hinkel ist wieder zurück in der Bundesliga. Der 29-jährige Rechtsverteidiger soll der Abwehr von Bundesliga-Kellerkind SC Freiburg Stabilität verleihen. Vor dem Spiel bei 1899 Hoffenheim an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) hat Florian Huber mit Andreas Hinkel telefoniert.


Seit sechs Wochen sind Sie nun beim SC Freiburg. Hat der Schwabe Andreas Hinkel schon das Badnerlied mitgesungen? Andreas Hinkel: Nein. Wenn das im Stadion erklingt, dann sind wir Spieler kurz vor dem Anpfiff ja noch in der Kabine.


Im Badnerlied heißt es: Bei Freiburg wächst der Wein, im Schwarzwald schöne Mädchen, ein Badner möchte ich sein. Freiburg ist wunderschön. Aber Schwabe bleibe ich trotzdem. Andere Schwaben haben sich ja auch schon vor mir hierher getraut und es schadlos überstanden (lacht). Unser Trainer Marcus Sorg zum Beispiel, meine Mitspieler Oliver Barth, Julian Schuster, Heiko Butscher.


Also war kein Integrationskurs notwendig… Um Gottes Willen. Wir sind doch alle Baden-Württemberger.


Sie haben zuvor in Sevilla und Glasgow gespielt. Dort gibt es brisante Stadtduelle. Ist das Duell mit Hoffenheim am Samstag denn überhaupt ein Derby für den SC Freiburg? Das habe ich neulich auch ein paar Fans gefragt. Für die sind die Duelle gegen den KSC und den VfB viel wichtiger, das sind echte Derbys mit viel Brisanz. Aber ein besonderes Spiel ist es trotzdem.


Glasgow und Sevilla sind Fußballstädte. Freiburg auch? In dieser Hinsicht kann man Freiburg nicht ganz mit meinen beiden vergangenen Stationen vergleichen. Hier ist es viel ruhiger. Der Verein steht nicht so sehr im Fokus der Öffentlichkeit, hier gibt es keine tägliche Sportzeitung wie in Sevilla, die Medien berichten nicht im selben Ausmaß  über den SC. Das ist für uns Spieler aber nicht unangenehm.


An diesem Samstag treten Sie mit dem SC bei 1899 Hoffenheim an. Wie haben Sie aus dem Ausland die rasante Entwicklung des Clubs wahrgenommen? Von meinem Heimatort Leutenbach sind es ja nur 45 Minuten mit dem Auto nach Hoffenheim. Deshalb hatte ich immer schon einen besonderen Blick auf den Club. Und dann war ja Ralf Rangnick dort der Trainer.


Bei dem Sie als 18-Jähriger 1999 Ihr Bundesligadebüt für den VfB Stuttgart gaben. Wegen ihm wäre ich in der Hoffenheimer Zweitligasaison 2007/2008 auch beinahe in Hoffenheim gelandet. Ralf Rangnick hat mich damals in Sevilla besucht und wollte mich verpflichten. Das hat dann aber nicht geklappt.


Sie waren von Mai bis Oktober in diesem Jahr ohne Verein. Wie groß waren die Zweifel, die Ängste, dass es mit 29 Jahren vorbei sein könnte mit der Karriere? Überhaupt nicht groß. Mit 29 ist man noch nicht zu alt für Profifußball. Es wäre ja kein Problem gewesen, irgendwo im Ausland unterzukommen. Aber ich bin ein Kind der Bundesliga und hatte Heimweh nach dieser ausgeglichensten Liga Europas. In Freiburg passt alles für mich.


Sie hatten wegen eines Kreuzbandrisses anderthalb Jahre kein Pflichtspiel mehr bestritten. Wie zufrieden sind Sie denn mit Ihrer aktuellen Form? Es ist doch klar, dass ich nach so einer langen Pause nicht zurückkehre und alles gleich in Grund und Boden spiele.


Beim 2:1 in Nürnberg neulich sahen Sie in einigen Situationen schlecht aus. Das war auch mein schlechtestes Spiel. Ich muss Geduld haben. Deshalb ist es auch kein Problem, wenn ich wie zuletzt gegen Leverkusen mal draußen sitze.


Statt wie früher um Titel und Pokale geht es mit dem SC Freiburg nur um den Klassenerhalt. Eine große Umstellung? Was heißt nur Klassenerhalt. Wenn zum Beispiel Manchester City mit Investitionen von hunderten Millionen Euro in England Titel holt, ist das mehr wert als mit bescheidenem Budget die Klasse zu erhalten?


Schwer zu sagen. Warum schafft der SC Freiburg in dieser Saison mindestens Rang 15? Weil wir genau wissen, dass es für uns  um den Klassenerhalt geht. Und ich glaube, dass wir offensiv besser besetzt sind, als die anderen Teams da unten drin. Wir müssen einfach nur kompakter stehen und ein paar Dinge abstellen, die wir zuletzt falsch gemacht haben. Am besten schon am Samstag in Hoffenheim.

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